Deutsche Gesellschaft für Gesundheits-QiGong e.V.
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Von 12.10.2006 bis 16.10.2006 fand in Peking ein Kongress für internationalen Austausch der vier neuen Gesundheits-QiGong Formen statt. Schon vor einem Jahr Ende September wurden diese vier neuen QiGong Formen des chinesischen Sportministeriums auf dem 1. Deutschen Kongress für Gesundheits-QiGong vorgestellt.
Damals war die Skepsis groß, ob die Absicht der chinesischen Regierung, einen internationalen Basisstandard einzuführen, nicht doch davon motiviert sei, QiGong zu kontrollieren, obwohl, wie sollen sie uns in Deutschland denn kontrollieren.
Am Kongress vom 12.10. bis 13.10. nahmen 120 Teilnehmer aus acht Nationen teil. Sie kamen aus China, Japan, Singapur, Macau, Korea, Malaysien, Finnland und Deutschland.
Unser Eindruck vom Vorbereitungstag zum Kongress war eher schockierend. Die Idee, QiGong als Wettkampf mit Punktrichtern auszutragen war für uns sehr befremdlich. Hinzu kam, dass besonders chinesische Gruppen im Stile einer gedrillten Mannschaft unter lauten Kommandos einmarschierten.
Am eigentlichen Kongresstag trafen wir uns vor der Austragungshalle und die einzelnen Gruppen stellten sich hinter der Tafel ihrer jeweiligen Landesgruppe auf. Nach dem gemeinsamen Einmarsch in die Halle, begannen die Vorführungen der einzelnen Teams. Diese wurden jeweils von den Punktrichtern bewertet. Schnell erkannten wir, das doch recht hohe Niveau der anderen Teilnehmer, die sich wie wir später erfuhren zum Großteil akribisch und professionell vorbereitet hatten (in der Gruppe von Macau war die Leiterin Tai Chi Bronzemedaillen Gewinnerin der Asienspiele). Bereits vom Zuschauen erhielt man eine Lehrstunde in ostasiatischer Körperkunst und unsere anfängliche Skepsis wich allmählich unserer Bewunderung.
Unsere deutsche Gruppe nahm an der Vorführung für das „Ba Duan Jin“ – Den Acht Brokat Übungen teil. Wichtig dabei war nicht nur das Können jedes Einzelnen sondern auch das Auftreten und die harmonische Präsentation als Gruppe. Für unsere Leistungen erhielten wir nicht nur den „Award of Excellence“ sondern auch den Respekt der anderen Gruppen. Am Nachmittag gab es die Möglichkeit die vier verschiedenen QiGong Formen für eine Einzelbewertung vorzuführen. Auch hier war es interessant zu sehen, wie hoch das Niveau der Teilnehmer war.
Und allmählich verstanden wir auch, dass es durchaus Sinn machte, QiGong zu bewerten. Lt. Aussage von Mr. Zou Jujin („Vizepräsident der Chinese Health QiGong Association“ des chinesischen Sportministeriums) wurde Wert auf das technische Beherrschen der Übungen und Übergänge gelegt, die Sammlungskraft des Geistes und die fließende Atmung. Das funktionierte tatsächlich und es war sowohl in der Geschichte des QiGong, als auch weltweit ein Novum, QiGong im Wettkampf zu bewerten. Von allen Teilnehmern hörte man später, dass trotz einer sogenannten Wettkampfsituation keine Rivalität zwischen den Teams bestand, sondern jeder nur versuchte sein Bestes zu geben. Am Abend wurde dann ausgiebig gemeinsam gefeiert.
An den folgenden drei Tagen fand der Gesundheits-QiGong- Workshop „ Das Spiel der 5 Tiere“ statt. Prof. Yu Ding Hai, Dozent an der Shanghaier Sport Universität, der über die Entwicklungsgeschichte des QiGong und Taichi forscht, war an den folgenden Tagen unser QiGong Lehrer.
Prof. Yu vermittelte uns mit großer Herzenstiefe und technischer Genauigkeit die äußeren und die inneren Abläufe der Übungen. Obwohl er nicht über die spirituellen Hintergründe der Übungen sprach, unterrichtete er mit solch liebevoller Zuwendung und Hingabe an den Augenblick und zu den Menschen, dass er ohne Worte diese tiefe Dimension verkörperte.
Täglich standen sechs Übungsstunden auf dem Programm. Prof. Yu erklärte dabei auch die inneren energetischen Abläufe und stellte immer wieder die Verbindung zur TCM her. Besonders herzlich war auch das Miteinander mit den anderen Teilnehmern aus den anderen Ländern. Bessere Chinesischkenntnisse wären hier für uns von Vorteil gewesen, da auch die beste Übersetzung erst ins Englische, dann ins Deutsche, den original Wortlaut oft nicht mehr wiedergeben konnte. Prof. Yu half uns jedoch durch ausgeprägte Körpersprache und persönliche Korrekturen. Am Ende des Workshops fand eine Prüfung statt. Dabei wurden wir in Gruppen aufgeeilt, die die Übungen jeweils alleine vorführten und von Prof. Yu und seinen Assistentinnen bewertet wurden. Der Kurs war für Anfänger und für Fortgeschrittene gleichermaßen ertragreich. Erstere konnten am Ende alle Übungen fließend ausführen. Letztere entwickelten sich im Laufe der 3 Tage erheblich weiter und lernten viele Details der Bewegungen und der inneren Abläufe, die ohne professionelle Unterweisung so nicht zu erreichen sind. Am Abend des letzten Tages bekamen alle bei der Abschlussfeier ein QiGong-Diplom der „Chinese Health QiGong Association“ des chinesischen Sportministeriums.
Am Tag nach dem Workshop konnten wir noch historische Bauwerke besichtigen, wie die „Große Mauer“ und den „Tempel des Himmles“. Bevor wir noch andere Teilnehmer des Workshops zu Worte kommen lassen, möchten wir noch etwas zur Situation des QiGong in China sagen.
Prof. Yan Hai, hochbetagter Präsident der früheren „All China QiGong Association“ beurteilte die Situation des QiGong in China heute etwa so:
Die chinesische Regierung versucht mit den vier neuen Standardformen, die allesamt aus sehr alten QiGong Formen entwickelt wurden, eine gute Basis der gemeinsamen weltweiten QiGong Kommunikation zu bauen.
Er bestätigte auch, dass man nun wieder überall und ohne Restriktion auch alle anderen traditionellen Formen üben kann, solange diese keine sektiererischen Züge bekommen.
Davon konnten wir uns selbst am letzen Morgen unserer Reise im Ritan Park überzeugen, wo wir frühmorgens sehr viele unterschiedliche QiGong- und Taichi- Gruppen beim Üben beobachteten und auch selbst übten.