Deutsche Gesellschaft für Gesundheits-QiGong e.V.
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Vom 17. bis 19. Oktober 2008 fand in München im forum am Deutschen Museum der „1. Europäische Gesundheits-QiGong Kongress“ statt, an dem 80 QiGong Interessierte aus 8 Ländern teilnahmen. Veranstalter war Dokuho J. Meindl, Gesundheits-QiGong Deutschland, der seit Einführung des Gesundheits-QiGong durch den „Chinesischen Gesundheits-Qigong Verband“ im Jahr 2001 das offizielle Ausbildungszentrum für diese neuen Standardformen in Deutschland ist.
Eröffnet wurde das Symposium am 17. Oktober vom Generalkonsul der Volksrepublik China, Herrn Yang Huiqun. Er bedankte sich beim Veranstalter für die Organisation des Kongresses „der wesentlich zur Förderung von Bekanntheit und Image des Gesundheits-QiGong beiträgt“, wie Yang Huiqun betonte. Auch Ji Yunxi, Präsident des Chinesischen Gesundheits-QiGong Verbandes zeigte sich erfreut über das große Engagement für das Gesundheits-QiGong in Deutschland. Wie die zehnköpfige Delegation mit mehreren QiGong-Meistern zeigte, liegt dem Chinesischen Sportministerium die Verbreitung des Gesundheits-QiGong in der westlichen Welt sehr am Herzen.
Gesundheitsfördernde Wirkung des QiGong
QiGong ist eine traditionelle chinesische Übungsform, die in Bewegung und Stille, mit Atmung und Visualisation versucht, den Körper und Geist gesund zu halten und bei Erkrankungen den Heilungsprozess zu fördern. Inwieweit dies wissenschaftlich nachgewiesen werden kann, zeigten die Referenten in ihren Vorträgen.
Prof. Dr. Tilman Resch, Orthopäde und Dozent an der Berliner Hochschule für Sport und Gesundheit, betrachtet das Gesundheits-QiGong als eine Form der Bewegungstherapie und legte seinen Analysen psycho-physiologische Modelle aus der Sportmedizin, der Trai ningslehre, der Stressforschung, der Stoffwechselanalyse und der psychologischen Schmerzverarbeitung zugrunde. Die Steigerung des Energieumsatzes bei körperlicher Aktivität führt zu messbaren Veränderungen im Stoffwechsel. Zur Messung dieser Veränderung verwendete er das CRS-System (Cell Regulation Screening), das gleichzeitig 13 verschiedene Moleküle misst. Folgende Parameter wurden bei zwei Probandengruppen vor und nach 30 Minuten QiGong-Übung untersucht: Schutz vor Übersäuerung, Immunabwehr, Schutz vor oxidativem Stress, mentale Belastbarkeit, Schutz vor infektiösen Prozessen, Bindegewebszustand, Regulation entzündlicher Prozesse, allergische Aktivierung, Zellneubildung- und Zellabbauprozesse.
Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass es bei QiGong keine generell einheitliche, sondern eine individuell angepasste Stoffwechselreaktion gibt. Insgesamt konnten messbare Verbesserungen festgestellt werden bei der Regulation der Immunfunktion, der Aktivität der Biosynthesen, bei den entzündlich geregelten Zellneubildungsprozessen und beim Komplex Stoffwechselcharakteristik. Eine Verschlechterung einzelner Parameter ergab sich durch den angestiegenen Energiebedarf und Microverletzungen im Faserbereich, was aus dem Sport bekannt ist. Insofern ist QiGong mit einer Sportart im aeroben Bereich vergleichbar. Keine einheitlichen Meßergebnisse gab es auf der mentalen Ebene. Interessant war die Tatsache, dass sich die körperlichen und mentalen Indikatoren und Parameter bei Probanden, die erst kurz QiGong praktizieren, nach der Übungszeit eklatant verbesserten. Kaum Veränderungen zeigten sich hingegen bei langjährigen QiGong-Praktizierenden, da diese im optimalen QiGong Training stehen und durch eine halbstündige Übung gerade erst „warm laufen“. „Dies unterstreicht den präventiven und gesundheitsfördernden Aspekt der Übungen“, wie Prof. Resch ausführte.
Prof. Yu Ding Hai, QiGong Meister und Dozent an der Sporthochschule Shangai, stellte eine Studie über die Wirkung des Gesund- heits-QiGong „Das Spiel der 5 Tiere“ auf T-Lymphzellen und NK-Zellen vor. Testgruppe waren 100 Personen mit einem Durchschnittsalter von rund 60 Jahren, die keinen Sport treiben, jedoch körperlich gesund sind. Es wurden zwei Gruppen gebildet: eine Gruppe übte 6 Monate 4 mal pro Woche rund 30 Minuten QiGong, die andere Gruppe machte andere Gesundheitskurse und behielt die ursprüngliche Lebensart bei. Nach 6 Monaten wurde festgestellt, dass sich bei der QiGong-Übungsgruppe die Lymphzellen besonders bei Frauen deutlich erhöhten. Dies zeigt, dass die Übungen das Immunsystem positiv beeinflussen.
NK-Zellen sind hauptverantwortlich für das Funktionieren des Immunsystems, sie reparieren und eliminieren kranke Zellen, wie z.B. krebs- oder virenbefallene Zellen. Durch QiGong wird die Beweglichkeit dieser Zellen erhöht, was wiederum das Immunsystem stärkt. Auch hier hatten die QiGong-Übungen bei Frauen einen stärkeren Einfluss als bei Männern. Auch auf die Blutwerte wirkte sich QiGong positiv aus, was auf das körperliche Wohlbefinden und die positive Gefühlslage beim QiGong-Üben zurückzuführen ist.
Takashi Tsumura, Präsident des Japanischen Gesundheits-QiGong Verbandes betonte, dass neben Gesundheits-QiGong auch die klassischen Trainingsformen erlernt werden sollten. Es gibt und gab viele verschiedene QiGong-Schulen, die mehr oder weniger wertvoll sind. Heute ist eine klare Tendenz zurück zu den klassischen Formen festzustellen. Tsumura zeigte einen Ausschnitt aus den 44 Übungen des Lao Zi, die 1973 in einem Grab aus der Han-Dynastie gefunden wurden. Die Übungen sind ca. 2200 Jahre alt und zeigen die damaligen Daoyin-Methoden (Energie durch Bewegung), die zur Behandlung von etwa 200 Krankheiten eingesetzt wurden. Tsumura ist überzeugt, dass durch die intensive Erforschung dieser Methoden das zukünftige QiGong Bild geformt werden wird und die Übungen gezielt für die Vorsorge und Behandlung von bestimmten Krankheiten eingesetzt werden.
Den wissenschaftlichen Beweis für die Theorien der Vorredner trat Prof. Dr. Willi Neumann, Professor an der Hochschule Neubrandenburg an. Mit Hilfe einer Metaanalyse (Vergleichsstudie) stellte er die Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen zur Effizienz von QiGong für die Gesundheitsvorsorge dar und bewies die Wirkung von Gesundheits-QiGong als gesundheitsfördernde und präventive Maßnahme.
Dokuho J. Meindl, Veranstalter des Kongresses, betonte die wachsende Bedeutung von Gesundheits-QiGong für die Gesundheitsvorsorge und stellte in diesem Zusammenhang die neu gegründete „Deutsche Gesellschaft für Gesundheits-QiGong e.V.“ vor, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Gesundheits-QiGong in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, den Qualitätsstandard zu sichern und die Ausbildung zu fördern. „In unseren Veranstaltungen möchten wir auch regelmäßig über neue Forschungsergebnisse berichten“, erklärt Dokuho J. Meindl, Vizepräsident der Gesellschaft.
„Das Spiel der fünf Tiere – Wu Qin Xi“
Der Samstag und Sonntag standen dann ganz im Zeichen von „Das Spiel der 5 Tiere“. Prof. Yu Ding Hai, der diese Form auf der Sportuniversität erforscht hat, stellte die 5 Tiere persönlich vor. Sehr detailliert erklärte er jede einzelne Bewegung und ging auf Atmung und Wirkungsweise der Übungen ein. Sowohl für Anfänger wie auch für fortgeschrittene QiGong-Praktizierende war dieser Workshop ein Erlebnis, der viele neue Erkenntnisse für jeden Einzelnen brachte.